Sind Nahrungsergänzungsmittel bei Arthrose wirklich sinnvoll? Warum Vorsicht geboten ist

Arthrose, eine weit verbreitete degenerative Gelenkerkrankung, betrifft Millionen von Menschen weltweit und führt zu Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit. Viele Betroffene greifen zu Nahrungsergänzungsmitteln, in der Hoffnung, ihre Symptome zu lindern und ihre Gelenkgesundheit zu verbessern. Doch wie sinnvoll sind diese wirklich? In diesem Artikel untersuchen wir die Wirksamkeit und Sicherheit von Nahrungsergänzungsmitteln bei Arthrose und zeigen, warum Vorsicht geboten ist.

Was ist Arthrose?

Arthrose ist eine chronische Gelenkerkrankung, bei der der Knorpel, der die Gelenke schützt, allmählich abgebaut wird. Dies führt zu Schmerzen, Steifheit und Schwellungen. Häufig betroffene Gelenke sind die Knie, Hüften und Hände.

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Warum Nahrungsergänzungsmittel kritisch betrachtet werden sollten

Mangelnde wissenschaftliche Belege

  • Viele Nahrungsergänzungsmittel, die bei Arthrose beworben werden, haben keine ausreichende wissenschaftliche Grundlage, die ihre Wirksamkeit belegt. Studien zeigen oft gemischte Ergebnisse, und in vielen Fällen gibt es keine signifikanten Vorteile gegenüber Placebo.
  • Beispiel: Eine große Meta-Analyse in der Fachzeitschrift BMJ fand heraus, dass die Kombination von Glucosamin und Chondroitin nur eine geringe, klinisch nicht relevante Schmerzreduktion bietet und möglicherweise gar keine Wirkung hat.

Mögliche Gesundheitsrisiken

  • Nahrungsergänzungsmittel sind nicht immer sicher. Einige können Nebenwirkungen haben oder mit anderen Medikamenten interagieren, was zu ernsthaften Gesundheitsproblemen führen kann. Hierzu gibt es eine sehr gute aktuelle Übersicht für Verbraucher in der Zeitschrift „Stiftung Warentest 3/2024“ mit dem Titel: „Bewegung statt Pillen“.
  • Beispiele: Omega-3-Fettsäuren können in hohen Dosen Blutungen fördern, insbesondere bei Patienten, die Blutverdünner einnehmen. Hohe Dosen Vitamin E steigert in hohen Dosen möglicherweise das Risiko für Prostatakrebs.

Unzureichende gesetzliche Regulierung von Nahrungsergänzungsmitteln

Nahrungsergänzungsmittel unterliegen deutlich weniger strengen Regulierungen als Medikamente. Dies bedeutet, dass die Qualität und Reinheit der Produkte variieren kann, und in einigen Fällen können sie sogar schädliche Verunreinigungen enthalten.

Trotz der geringen Regulierung überschreiten einige Hersteller immer noch die gesetzlichen Vorgaben. Dies betrifft vor allem sogenannte Health Claims – also verbotene Aussagen der Hersteller, die eine nicht belegte Wirkung des Produkts bewerben sollen (siehe dazu: Stiftung Warentest 3/2024: Bewegung statt Pillen).

Die bekanntesten Nahrungsergänzungsmittel bei Arthrose und ihre Risiken

Glucosamin und Chondroitin

  • Risiken: Mögliche Nebenwirkungen umfassen Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen und allergische Reaktionen. Es gibt auch Bedenken, dass Glucosamin den Blutzuckerspiegel beeinflussen könnte.
  • Wirksamkeit: Studien zeigen unzureichende Ergebnisse, und viele Experten bezweifeln klar, dass diese Supplemente einen signifikanten Nutzen für die Patienten bieten.

Omega-3-Fettsäuren

  • Risiken: Neben einem erhöhten Blutungsrisiko können hohe Dosen von Omega-3-Fettsäuren zu Magen-Darm-Problemen und unangenehmen Fischgeschmack führen.
  • Wirksamkeit: Obwohl Omega-3-Fettsäuren entzündungshemmende Eigenschaften haben, sind die Beweise für ihre Wirksamkeit bei Arthrose inkonsistent.

Vitamin D

  • Risiken: Überdosierung kann zu Hyperkalzämie führen, die Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Schwäche und ernsthafte Herzprobleme verursachen kann.
  • Wirksamkeit: Studien zeigen, dass ein ausreichender Vitamin-D-Spiegel sehr wichtig für die Knochengesundheit ist, aber die direkte Wirkung auf Arthrose-Symptome bleibt unklar und wurde nicht wissenschaftlich belegt.

Kollagen & Kollagenhydrolysat

  • Risiken: Bisher wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen berichtet, aber die langfristige Sicherheit ist noch nicht ausreichend untersucht.
  • Wirksamkeit: Es gibt vereinzelt Hinweise auf mögliche positive Effekte, aber einen wissenschaftlich haltbarer Beleg für den Nutzen von Kollagen – Präparaten als Nahrungsergänzungsmittel bei Arthrose gibt es bis heute nicht.

Fazit: Vorsicht bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln

Während die Verlockung groß ist, Nahrungsergänzungsmittel zur Linderung von Arthrose-Symptomen einzunehmen, ist Vorsicht geboten. Die wissenschaftlichen Belege für ihre Wirksamkeit sind oft begrenzt, meist unzureichend oder widersprüchlich, und einige können sogar gesundheitliche Risiken bergen. Es ist immer ratsam, vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln einen Arzt zu konsultieren und sich auf bewährte Behandlungsmethoden zu verlassen.

Quellen:

  1. Wandel, S., et al. (2010). Effects of glucosamine, chondroitin, or placebo in patients with osteoarthritis of hip or knee: network meta-analysis. BMJ, 341, c4675.
  2. Lorente-Cebrián, S., et al. (2015). Omega-3 fatty acids and body weight regulation. The British Journal of Nutrition, 114(1), 1-9.
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