Haglund-Syndrom & Haglundferse
Ursache und Krankheitsbild
Das Haglund-Syndrom beschreibt Schmerzen am Achillessehnenansatz der Ferse. Ursache ist eine Formstörung des Fersenbeins, die auch als Hinterer Fersensporn oder Haglund-Ferse bezeichnet wird. Die Formstörung kann zu Entzündungen der Achillessehne (Insertionstendinopathie) und einem sehr schmerzhaften Knochenmarködem führen. Die Schmerzen treten oft bei Belastung auf, gefolgt von Schwellung, Rötung und Druckstellen im Schuh.
Oft sehen wir im Zentrum für Fuß und Sprunggelenk zusätzlich eine schmerzhafte und störende Schleimbeutelentzündung direkt zwischen Achillessehne und Fersenbein: die Bursitis Subachillae.
Wenn ein Haglund- Syndrom über längere Zeit besteht, kann es zu dauerhaften Strukturveränderungen der Achillessehne kommen. Es entstehen Kalkeinlagerungen in der Achillessehne und am Fersenbein, die dann als eigenständiges Problem (hinterer Fersensporn) Druckstellen, Schwellung und Schmerzen verursachen können.
Das Haglund-Syndrom hat nichts zu tun mit der Achillodynie – einer Tendinopathie der Achillessehne. Beide Erkrankungen treten an der Achillessehne auf und zeigen sich nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Und doch ist die jeweils notwendige Therapie völlig unterschiedlich!
Therapie des Haglund-Syndroms
Um die Haglundferse und das Haglund-Syndrom effizient zu therapieren, ist zu Beginn eine genaue Ursachenabklärung notwendig. Neben einer ausführlichen Anamnese wird dabei in jedem individuellen Einzelfall entschieden, welche zusätzlichen Untersuchungen notwendig sind (z.B. dynamische Pedobarografie, DVT, MRT).
Wichtig ist die Abgrenzung zu anderen Schmerzursachen im Bereich der Ferse wie z.B. Achillodynie, Plantarfasziitis, Tarsaltunnelsyndrom oder ein symptomatisches Os Trigonum.
Abhängig von der Ursache legen wir dann ein konsequentes Therapiekonzept fest. In den allermeisten Fällen beginnen wir mit einer funktionell konservativen Therapie. Diese beinhaltet die Fersenweichbettung, entlastendes Kinesiotape, Silikonpolster für die Ferse, Einlagenversorgung, Stoßwellentherapie, Schuhberatung und Physiotherapie. Nur bei sehr ausgeprägten Befunden oder ausbleibender Beschwerdebesserung über mehrere Wochen trotz konsequenter Therapie kommt für uns eine Operation in Frage.
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Tel. 030 – 34 39 59 47
anmeldung@ortho-pede.de
Operation bei Haglund Syndrom
Falls eine Operation notwendig ist, erfolgt zunächst vorher eine ausführliche Patienteninformation welche Art von Operation genau geplant ist und wie die Nachbehandlung aussieht. Für diese Planung nutzen wir die Digitale Volumentomografie zur dreidimensionalen Darstellung des Problems.
Bei der Operation des Haglund Syndroms wird zu Beginn ein Teil der Achillessehne vom Fersenbein abgelöst. Unter Lupenbrillenvergrößerung werden danach überschüssiger Knochen, Kalkeinlagerungen und entzündetes Gewebe entfernt und abschließend die Achillessehne über Knochenanker wieder am Fersenbein befestigt.
Warum muss bei dieser Operation ein Teil der Achillessehne abgelöst werden?
Beim Haglund Syndrom kommt es oft zur ringförmigen Verkalkung und Verdickung des Achillessehnenansatzes am Fersenbein. Diese Verkalkungen liegen direkt innerhalb der Achillessehne und haben eine knöcherne Verbindung zum Fersenbein und verursachen oft den größten Teil der Beschwerden.
Um möglichst viel überschüssigen Knochen abtragen zu können, muss die Achillessehne in diesem Bereich vom Fersenbein abgelöst werden. Dadurch kann oft das gesamte krankhaft veränderte Gewebe abgetragen werden – die Ferse und der Achillessehnenansatz sind nach der Operation deutlich schmäler.
Operation bei Haglund Syndrom und stark geschädigter Achillessehne
Besteht der hintere Fersensporn (Haglund Exostose) über sehr lange Zeit, wird die Achillessehne durch den mechanischen Druck und die wiederkehrende Entzündung dauerhaft geschädigt. Ist mehr als die Hälfte der Achillessehne stark geschädigt, sollte die Achillessehne zusätzlich verstärkt werden (Hörterer H. et al., FuSpru, 2019).
Dazu nutzen wir im Zentrum für Fuß und Sprunggelenk die etablierte Technik des FHL Transfer. Dabei wird die FHL Sehne direkt hinter der Achillessehne im Fersenbein verankert und verstärkt so dauerhaft die Plantarflexion – der Hauptaufgabe der Achillessehne (Hunt KJ. et al., FAI 2015).
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Arthroskopie bei Haglund Syndrom – eine gute Lösung?
Betrachtet man die Ursache der Beschwerden beim Haglund Syndrom genauer, kommt für einen Teil der Patienten die arthroskopische Operation in Frage. Dabei werden nur wenige sehr kleine Hautschnitte genutzt und Operation kann in Schlüssellochtechnik erfolgen (arthroskopische Kalkaneoplastik).
Entstehen die geklagten Beschwerden hauptsächlich durch den Knochenvorsprung am Fersenbein (Haglund-Exostose) und den Schleimbeutel zwischen Haglund-Exostose und Achillessehne (Bursitis subachillae), kann die Therapie arthroskopisch erfolgen und die Achillessehne bleibt fest mit dem Fersenbein verbunden. Das hat für die Patienten den großen Vorteil, dass die Nachbehandlung sehr viel schneller geht!
Vorsicht: damit die Arthroskopie (Kalkaneoplastik) Erfolg haben kann, dürfen keine größeren Verkalkungen in der Achillessehne vorhanden sein (keine intratendinösen Pathologie). Im Zweifel sollte eine retroachilläre Testinfiltration durchgeführt werden. Das bedeutet, dass der behandelnde Arzt ein hochwirksames Schmerzmittel gezielt zwischen Achillessehne und Haglund-Exostose spritzt. Zeigt sich damit eine vollständige oder fast vollständige Besserung der Beschwerden, sollte die arthroskopische Therapie des Haglund Syndroms als sehr gute Alternative zur offenen Operation in Betracht gezogen werden.
Therapien die nicht genutzt werden sollten
Die Therapie des Haglund-Syndroms kann langwierig und zermürbend sein. Eine erste Besserung läßt manchmal mehrere Wochen auf sich warten und oft dauert es über ein Jahr, bis man die Beschwerden im Griff hat. Daher versuchen immer mehr Patienten alternative Therapiemethoden. Bitte beachten Sie, dass manche dieser Behandlungen regelmäßig negative Effekte zeigen!
Injektionen mit cortisonhaltigen Medikamenten sollten unbedingt vermieden werden. Cortion schädigt die Achillesehne nachhaltig und führt regelmäßig zu Rupturen (Muto T et al., J Orthop Res 2014). Zudem wurde nachgewiesen, dass der Effekt von Cortison maximal 4 Wochen anhällt (Coombes BK et al., Lancet 2010). Einzige Ausnahme in unserer Praxis ist die einmalige injektion einer geringen Menge Cortison (nicht in, sondern in die Nähe der Achillessehne) zur Diagnostik bei unklarer Schmerzursache in sehr komplexen Fällen.
Im Zentrum für Fuß und Sprunggelenk operieren wir leider immer noch regelmäßig Achillessehnenrupturen nach mehrfach wiederholter Cortisoninjektion durch externe Kollegen.
Die Low Lever Lasertherapie (LLT) hat keine positive Wirkung bei Haglund-Syndrom (Martimbianco ALC et al., Clin. Rehabil. 2020). Die zugrundeliegende Photobiomodulation bringt bis heute keine ausreichenden Belege, um einen routinemäßigen Therapieeinsatz bei Haglund-Syndrom zu rechtfertigen (Stand Januar 2024).