Tarsale Coalitio
Ursache und Krankheitsbild
Tarsale Coalitio bedeutet zusätzliche Verbindung zwischen den Knochen des Fußes. Dies kann Bewegungseinschränkungen und Schmerzen verursachen. Typisch: die Beschwerden treten nur bei (sportlicher) Belastung auf. Ursache ist die genetisch bedingte fehlerhafte Entwicklung eines kleinen Teils der Fußknochen.
Die Tarsale Coalitio ist mit einer Inzidenz von etwa 1% – relativ häufig. Nur ein Teil der Betroffenen entwickelt Beschwerden – meist im Alter zwischen 8-17 Jahren. Auslöser für die ärztliche Vorstellung ist oft eine Umknickverletzung mit ausbleibender Besserung trotz Therapie.
Im Erwachsenenalter ist eine bisher nicht diagnostizierte Tarsale Coalitio häufig Ursache für Überlastungsbeschwerden, z.B. an der Achillessehne oder den Peronealsehnen. Dies führt zu Schmerz zum Beispiel beim skaten, reiten, tanzen oder laufen auf unebenem Untergrund. Wichtige Differentialdiagnosen sind das Tibialis Posterior Syndrom und die Arthrose im unteren Sprunggelenk.
Coalitio Calcaneonaviculare & Coalitio Talocalcaneare
Es gibt viele verschiedene Ausprägungen einer Tarsalen Coalitio. Die mit Abstand häufigsten Varianten sind die Coalitio Calcaneonaviculare (etwa 55%) und die Coalitio Talocalcaneare (etwa 40%). Typisch für beide Varianten ist eine eingeschränkte oder aufgehobene Beweglichkeit im unteren Sprunggelenk begleitet von einem rigiden Knick-Plattfuß.
Patienten mit Tarsaler Coalitio haben ein Chance von etwa 50%, dass beide Füße betroffen sind. Wichtig für Prognose und Therapie ist die Unterscheidung in vollständige Tarsale Coalitio (unbewegliche knöcherne Verbindung zwischen den Knochen) und unvollständige Tarsale Coalitio mit geringer Restbeweglichkeit.
Diagnostik bei Tarsaler Coalitio
Die Tarsale Coalitio als Ursache von Fußbeschwerden kann on einem Experten für Fuß und Sprunggelenk zuverlässig diagnostiziert werden. Trotzdem haben viele Patienten schon mehrere Arztbesuche hinter sich, bevor Sie die richtige Diagnose erfahren.
Häufiges Problem ist, dass die Diagnose Tarsale Coalitio nicht als mögliche Beschwerdeursache in Erwägung gezogen wird. Vor allem erwachsene Coalito-Patienten weisen oft als Folgeproblem eine Instabilität im oberen Sprunggelenk auf und führen so den weniger erfahrenen Untersucher auf die falsche Fährte.
Wichtigster Teil der Diagnostik ist daher die Untersuchung durch einen Fußspezialisten. Zusammen mit den geäußerten Beschwerden des Patienten erhärtet so oft schon während der ersten Untersuchung der dringende Verdacht einer Tarsalen Coalitio.
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Früher war man zur Bestätigung auf Röntgenbilder und zusätzliche Röntgenspezialaufnahmen angewiesen (45° Schrägaufnahme & Harris view). Heute nutzen wir primär die Digitale Volumentomografie und machen dadurch zusätzliche Röntgenaufnahmen überflüssig.

Bei inkompletter Tarsaler Coalitio besteht zwischen den Knochen nur eine Verbindung aus festem Bindegewebe. In solch einem Fall ist zur abschließenden Beurteilung ein MRT erforderlich.
Therapie bei Tarsaler Coalitio
Im Erwachsenenalter ist die Therapie der Tarsalen Coalitio oft nicht-operativ. Mit passiv stützenden Einlagen, Kinesiotape, Physiotherapie (Propriozeptives Training & Muskelkräftigung) und korrekter Schuhwahl kann sehr viel erreicht werden.
Schon das Wissen und Verständnis um die Situation ist für viele erwachsene Coalitio-Patienten sehr hilfreich: so kann die (sportliche) Belastung im Alltag angepasst werden, um Überlastungen zu vermeiden.
Eine Operation sollte bei erwachsenen Patienten mit Tarsaler Coalitio in Erwägung gezogen werden, wenn durch die Coalitio eine schwere Fußfehlstellung entstanden ist. Meist handelt es sich um einen ausgeprägten rigiden Knick-Plattfuß. Ziel solcher Operationen ist es, die Fußstatik zu verbessern und dadurch die Beschwerden zu lindern.
Im Kindesalter kommt bei der Tarsalen Coalitio häufig eine operative Therapie in Frage. 8 von 10 Patienten zeigen dabei nach der Operation gute bis exzellente Ergebnisse (Hollander JJ. et at., FAT 2022).
Die Coalitio calcaneonaviculare wird operativ durch vollständige Resektion und Interposition von Teilen der kurzen Fußmuskeln (M. Extensor digitorum brevis) mit guten und sehr guten Egebnissen therapiert. Alternativ kann zu Beginn eine symptomatische Therapie durch Gipsruhigstellung erfolgen. Eine möglichst frühe operative Therapie mit Resektion der Coalito calcaneonaviculare scheint aber nach aktuellem Wissensstand sinnvoll.
Sind bei Coalitio talocalcaneare mehr als 2/3 des beteiligten Gelenks erhalten, kann eine Resektion mit Erhalt der Beweglichkeit möglich sein. Andernfalls ist das Ziel der Operation die Beseitigung des oft vorhandenen Knick-Plattfußes durch Fusion der betroffenen Knochen in verbesserter Position.