Apophysitis calcanei – Morbus Sever
Krankheitsbild
Bei Apophysitis calcanei klagen Kinder und Jugendliche zwischen 5-16 Jahren (meist 8-12 Jahre) über Schmerzen an der Ferse. Vor allem während und nach sportlicher Belastung treten Probleme auf, die zu Hinken und Schmerzen in Ruhe führen können. Beim Laufen und bei Erschütterung werden die Beschwerden stärker und es zeigt sich ein Druckschmerz beidseits der Ferse. Typisch sind Anlaufschmerzen nach einer Pause oder am nächsten Morgen nach körperlicher Belastung.
Der Auslöser einer Apophysitis calcanei ist zu viel mechanische Belastung für die Ferse und die noch weiche Wachstumsfuge. Dies entsteht durch intensives Sporttreiben, starke Verkürzung der Wadenmuskulatur oder deutliches Übergewicht. Der typische Patient mit Apophysitis Calcanei in unserer Praxis ist männlich, etwa 11 Jahre alt, schlank, spielt Fußball, Tennis oder Feldhockey und ist sportlich mehrmals pro Woche sehr aktiv. Oft sind beide Fersen betroffen.
Ursachen der Apophysitis calcanei
Die überbeanspruchte Wachstumsfuge der Ferse besteht, anders als der Rest des Knochens, aus weichem Gewebe und hält weniger Belastung aus. Es entstehen Mikrotraumata (mikroskopisch kleine Verletzungen) an der Verbindungsstelle zwischen Wachstumsfuge und umliegendem Knochen. Genau in diesem Bereich entstehen die Schmerzen, die man dann Apophysitis calcanei nennt.
Die Apophysitis calcanei ist nicht gefährlich, kann jedoch ohne Behandlung immer wieder über Jahre lästige Beschwerden verursachen und die Kinder und Jugendlichen zu längeren Sportpausen zwingen. Im Laufe der Jahre schließt sich die Wachstumsfuge langsam und verschwindet. Übrig bleibt ein fest zusammengewachsener Fersenknochen – die Apophysitis calcanei kann nicht mehr entstehen.
Diagnostik bei Apophysitis calcanei
Die Diagnose einer Apophyisits calcanei stellt Ihr Fußspezialist normalerweise anhand der Informationen aus dem Patientengespräch und der Untersuchung in der Praxis. Neben dem typischen Druckschmerz beidseits der Ferse zeigt sich in vielen Fällen im Doppler-Ultraschall eine vermehrte Durchblutung rund um die Wachstumsfuge.
Obwohl die erste Verdachtsdiagnose für den erfahrenen Fußspezialisten einfach zu stellen ist, führen wir in unserer Praxis in Berlin regelmäßig weiterführende Untersuchungen durch. Denn es gibt zwei sehr seltene, aber schwerwiegende Erkrankungen, die sehr ähnliche Beschwerden verursachen können: ein Tumor und die Osteomyelitis (Infektion des Knochens mit Bakterien). Beide Diagnosen dürfen in keinem Fall übersehen werden, da sonst schwerwiegende Folgen für die Patienten entstehen können. Aus diesem Grund führen wir zu Beginn der Therapie ein MRT der Ferse durch.
Falls ein Unfall als möglicher Auslöser im Raum steht, kann zusätzlich die Indikation für eine ultra-lowdose DVT Untersuchung gegeben sein. Die Strahlenbelastung bei dieser speziellen Röntgenmethode ist niedrig und in etwa vergleichbar mit regulären Röntgenbildern des Fußes. Unsere Berliner Praxis versucht natürlich, wann immer möglich, die Anwendung von Röntgenstrahlen bei Kindern zu vermeiden oder so gering wie möglich zu halten.
Die Bildgebung mit MRT und / oder DVT kommt also nur zum Ausschluss schwerwiegender alternativer Schmerzursachen zum Einsatz. Daher ist es nicht sinnvoll, Bildgebung mit MRT, DVT oder Röntgen der schmerzfreien Gegenseite zu machen.
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Apophysitis calcanei – Therapie
Das Leitprinzip der Therapie ist: starke Krafteinwirkungen auf die Ferse bis zur Ausheilung zu verhindern. Deshalb ist der betroffene (meist jugendliche) Patient durch sein Verhalten im Alltag für den Therapieerfolg verantwortlich. Mehr Aktivität/Sport/springen/rennen/hüpfen/toben bedeutet mehr Belastung der Ferse und bedeutet länger anhaltende Beschwerden. Es ist wesentlicher Teil der Therapie, den Patienten und deren Eltern diesen direkten Zusammenhang deutlich zu machen.
Als Fußspezialisten können wir den Alltag der Patienten mit Apophysitis calcanei durch Hilfsmitteln erträglicher machen. Hier kommen in unserer Berlin Praxis Silikonfersenpolster, Schuhe mit sehr weicher Ferse, Kinesiotape und Zinkleimverbände zum Einsatz.
Falls ein (sagittales) Muskelungleichgewicht im Bereich der unteren Extremität besteht, sollte dies mit Physiotherapie gezielt therapiert werden. Typisches Beispiel: verkürzte Wadenmuskulatur bei jungen Fußballspielern. Außerdem können zu Beginn Kryotherapie und entzündungshemmende Medikamente helfen, Schmerzen zu reduzieren.
Wichtigster Teil der Therapie ist die Reduktion der mechanischen Belastung für die Ferse. Was das genau im Alltag bedeutet, sollte für jeden Patienten individuell besprochen werden. Zu Beginn steht fast immer eine mehrwöchige Sportpause. In sehr hartnäckigen Fällen und bei sehr jungen Kindern legen wir für 4-6 Wochen einen Unterschenkelgips an. Danach kann die individuelle Belastung für die Ferse langsam gesteigert werden. Hier ist für die meist sportlich sehr ambitionierten Patienten eine enge Abstimmung mit dem Trainer und eine vorübergehende Anpassung des Trainingsplans erforderlich.
Injektionen mit Cortison oder PRP sind nicht notwendig. Die Anwendung von fokussierter oder radialer Stoßwellentherapie führen zur zusätzlichen Reizung der Wachstumsfuge und ist nur in Einzelfällen hilfreich.
Bei günstigem Verlauf und konsequenter Therapie ist nach etwa 6-12 Wochen mit der Rückkehr zur sportlichen Vollbelastung zu rechnen. Die Apophysitis Calcanei heilt fast immer folgenlos aus. Ob die Ausheilung nur einige Wochen oder mehrere Jahre dauert, hängt davon ab, wie konsequent die Patienten sich an die vorgegebenen Einschränkungen halten.
Operative Therapie bei Apophysitis Calcanei
Sobald das Wachstum der Ferse abgeschlossen ist, verknöchert die Wachstumsfuge und kann keine Schmerzen mehr verursachen – die Erkrankung ist selbstlimitierend. Eine Operation bei Apophysitis calcanei ist aus unserer Sicht nicht indiziert.
Ganz anders sieht es bei Osteomyelitis oder Tumor als Ursache für die Fersenschmerzen aus. Beide Erkrankungen sind an der kindlichen Ferse sehr selten, können aber ähnliche Schmerzen wie die Apophysitis Calcanei hervorrufen. Sowohl bei Tumoren als auch bei Osteomyelitis sind operative Eingriffe häufig und sollten von einem ausgewiesenen Spezialisten durchgeführt werden.